... über die Kunst des krausen Denkens

JC Spark: Krause Gedanken über...
...die Kunst des krausen Denkens. Was meine ich mit krausen Gedanken?  Es ist die Bezeichnung für eine bestimmte Art zu denken, die sich im Laufe der Jahre entwickelt hat. Die Bezeichnung, nicht die Art zu denken, die hatte ich schon immer und ich habe ganz sicher nicht das Privileg, sie erfunden zu haben.

Krause Gedanken hat meine Frau dieses Denken bei mir genannt, weil sie sich wie meine Haare kraus, wirr und unaufhaltsam aus meinem Kopf in die Welt winden.

Also, krauses Denken an:

Das müsste ich natürlich nicht erlauben! Ich weiß, man kann Haare wie auch Gedanken glätten. Und es gab Zeiten in meinem Leben, da habe ich genau das versucht. Wirklich. Ernsthaft.

Warum? Weil sie andere Menschen so sehr irritiert haben. Und auch wenn Weise wie Garfield sagen „Wenn du sie nicht besiegen kannst, verwirre sie“ – das war nicht das, was ich wollte, ich wollte, dass Menschen mich mögen. Und was Menschen gar nicht mögen, ist irritiert zu werden, das verunsichert sie, niemand mag das … oder doch?

Wenn ich verunsichert bin, dann heißt das, ich weiß etwas nicht, verstehe etwas nicht. Etwas, von dem ich überzeugt war, wird in Frage gestellt. Fragen sind der Herzschlag krauser Gedanken, ohne Fragen sterben sie.

Nun sind krause Gedanken, wie alles im Leben, nicht immer und für jeden Menschen geeignet. Wer auf die Frage nach der nächsten Mahlzeit dauerhaft zu krause Gedanken produziert, läuft Gefahr, hungrig ins Bett zu gehen – und vielleicht auch noch alleine.

Aber auch der Geist kann hungern, auch der Geist braucht Nahrung. Und auch für den Geist gibt es ein vielfältiges Angebot von Fast Food über Hausmarken zu Haut Cuisine oder Bio. Und wie die Nahrung für den Körper wird auch die für den Geist, die Gedanken, zubereitet.

Klingt seltsam? Nein, nur ein wenig kraus vielleicht. Einen Gedanken „zubereiten“ kann sein, ihn in einen Werbeslogan zu verpacken, einen Buchtitel, eine Parole, ein Sprichwort oder für die Mutigen, in eine Frage.

Interessanterweise sprechen wir von den Großen Fragen des Lebens, nicht etwa von den Großen Antworten … es sein denn, es geht um Religion oder Politik – wobei ich hier das und Antworten als solche in Frage stellen möchte (Wortspiel beabsichtigt) – aber nicht in diesen Gedanken.

Was sind Große Fragen?

Fragen wie: Was ist Liebe? Was ist Gerechtigkeit? Was ist Schönheit? Was ist der Sinn des Lebens?

Ihnen allen ist gemeinsam, das sie einfache Fragen sind, auf die es vielleicht so viele Antworten wie Wesen gibt, die darüber je nachgedacht haben – und auch keine.

Wir stellen Fragen, seit wir das erste Mal die Augen geöffnet und die Welt uns ein universelles „Hä?“ entlockt hat - gefolgt vom Schrei der Sehnsucht nach Antworten, nach Orientierung, nach Wissen, nach Gewissheit, nach Sicherheit.

Eine Eigenschaft, die gleichzeitig lebensrettend und tödlich sein kann. Denn Fragen sind gefährlich – weil sie zu Antworten führen können – oder weiteren Fragen – oder dazu, dass wir vor dem sprichwörtlich gefüllten geistigen Kühlschrank verhungern, weil wir uns nicht entscheiden können, welche Antwort die richtige ist.

Sie sind so gefährlich, dass wir zum geistigen Überleben Lösungen dafür brauchen. Denn es muss sie geben die richtige Antwort, wenn wir nur lange genug suchen, gründlicher, ernsthafter …

Das sind unsere Wahrheiten, die uns helfen zu entscheiden. Um es mit der scheinbar ungefährlichen Analogie des Essens zu sagen: die Wahl zwischen einem Apfel und einem Schokoriegel. Unsere Wahrheiten sagen uns, dass der Apfel gesünder für den Körper ist. Wir „wissen“ aber, dass der Zucker im Schokoriegel uns einen Kick gibt.

Und stehen wieder vor einer Frage. Also brauchen wir eine „stärkere“ Wahrheit, die entweder persönlicher Natur ist, wie "die Gesundheit meines Körpers hat Vorrang für mich“ oder als allgemeingültig daherkommt wie „Schokolade ist schädlich“. Natürlich ist dies alles abhängig von der Zeit und der Kultur, in der wir leben. Und haben wir eine dieser Wahrheiten, dieser Antworten gefunden, fühlt sich unser Leben gleich wieder besser an, oder zumindest sicherer.

Aber weil Menschen eben Menschen sind, kommt sicher früher oder später jemand, der erklärt, warum alles ganz anders ist und der unsere Wahrheit in Frage stellt mit seiner eigenen.

An diesem Punkt kommt jetzt vielleicht die Frage auf:

„Okay, aber was ist der Punkt? Worum geht es bei diesen krausen Gedanken? Worauf willst du hinaus?“

„Ja, genau.“

„Das ist doch keine Antwort.“

„Ja und nein.“

„Was willst du damit sagen?“

„Was denkst du denn?“
Und krauses Denken aus - soweit möglich.

Irritierend, oder? 😉


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.